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STUDIEN ZUR SPRACHE, GESCHICHTE UND KULTUR DER TÜRKVÖLKER Band 22 Ingeborg Hauenschild / Matthias Kappler / Barbara Kellner-Heinkele (Hg.) Eine hundertblättrige Tulpe — Bir Èadbarg lÁla Festgabe für Claus Schönig

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  • STUDIEN ZUR SPRACHE, GESCHICHTE UND KULTUR DER TÜRKVÖLKER

    Band 22

    Ingeborg Hauenschild / Matthias Kappler / Barbara Kellner-Heinkele (Hg.)

    Eine hundertblättrige Tulpe —Bir Èadbarg lÁla

    Festgabe für Claus Schönig

  • Bibliographic information published by the Deutsche NationalbibliothekThe Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available in the internet at http://dnb.dnb.de

    Portrait Claus Schönig: Simone-Christiane Raschmann

    www.klaus-schwarz-verlag.com

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    © 2016 by Klaus Schwarz Verlag GmbH ErstausgabeLayout & Satz: Dr. Ingeborg HauenschildPrinted in HungaryISBN 978-3-87997-453-5

  • Inhalt

    Zum Geleit ................................................................................................................ IX

    UWE BLÄSING Mann, spickt doch einfach! oder Wie man einem Kochpott und seinem Namen auf die Schliche kommt .......................................................... 1

    OLIVER CORFF Some Notes on the Relationship between Turki Orthography and Manju Rendering of the Pentaglot .......................................................................... 20

    SEBASTIAN CWIKLINSKI Eine krimtatarische Tradition (v)erdichten: İsmail Otars Epos „Çibörek“ .......... 30

    CHRISTIANE CZYGAN The Young Ottomans and their Journal Ḥürriyyet (1868–1870) revisited ........... 48

    CATHARINA DUFFT Erster Weltkrieg: Erinnerung und Spuren religiös geprägten Erbes in autofiktionaler türkischer Literatur nach 2000 .................................................... 61

    MARCEL ERDAL N’aber lan? ............................................................................................................... 74

    JOST GIPPERT Zur Überlieferungsgeschichte der Kartvelsprachen 2. Frühe Zeugnisse des georgischen Wortakzents ................................................. 87

    ERIKA GLASSEN Iran und Turan: Vom literarischen Mythos der kulturellen Symbiose zweier islamisierter Völker zur ‚osmanischen‘ Ideologie der multireligiösen und -kulturellen Toleranz ................................................................................................ 105

    INGEBORG HAUENSCHILD Die Pflanzenwelt in Sprichwörtern des Dīwān luġāt at-turk ................................ 129

    CHRISTOPH HERZOG Zu Aytunç Altındal (1945–2013): Publizist, Okkultist, Verschwörungs- theoretiker ................................................................................................................... 143

    MICHAEL REINHARD HESS Mirzә Şәfi Vazeh und Friedrich von Bodenstedt Ein aserbaidschanisch-deutsches Verwirrspiel ...................................................... 157

  • Inhalt VI

    JUHA JANHUNEN Towards Pre-Proto-Turkic: Issues of Definition and Terminology ...................... 189

    LARS JOHANSON Turkic in Three Language Empires ........................................................................ 197

    MATTHIAS KAPPLER Wenn das Wörtlein und nicht wär’ Die unglückliche Geschichte eines Bindeworts in historischen Sprachbeschreibungen des Osmanisch-Türkischen ............................................... 204

    YUKIYO KASAI Zur Verbreitung und Verwendung altuigurischer buddhistischer Texte .............. 224

    KEREM KAYI Ali, Fritz und Tommy über den Wolken des Irak Quellen und Anmerkungen zum Verlauf der Luftkämpfe an einem „Nebenschauplatz“ des Ersten Weltkriegs ............................................................. 232

    BARBARA KELLNER-HEINKELE Mit dem Krimchan auf Streife im Tscherkessenland (frühes 18. Jahrhundert) ........................................................................................... 249

    JAKLIN KORNFILT NEED-ing HAVE for HAVE-ing NEED, but BE-ing (almost) NEED-less ........ 269

    MANFRED KROPP Des Königs Claudius kurze energische Kampagne Eine kritische Betrachtung zur Unbrauchbarkeit – wenn auch unbewusster – (preußisch-)militärischer Denkweise in der historischen Quellenkritik ............... 283

    JENS PETER LAUT Durch dick und dünn. Unter besonderer Berücksichtigung von ‚dick‘ ................ 299

    MARIA MACUCH Türken in der zoroastrischen Literatur ................................................................... 308

    IRINA NEVSKAYA The Lord of Lords and King of Kings – a Superlative Construction in Turkic Languages ................................................................................................ 332

    HANS NUGTEREN & MARTI ROOS On Turkic os-, osna-, osmak and osuglug .............................................................. 344

    AYYANA OZONOVA Rezente Entwicklungen im System analytischer Satzjunktoren im Altaitürkischen...................................................................................................... 355

  • Inhalt VII

    ELISABETTA RAGAGNIN Some Notes on Turkic and Mongolic Elements in North-Eastern Neo-Aramaic Varieties ............................................................................................ 361

    SIMONE-CHRISTIANE RASCHMANN Der Weingarten des Šabi Tutuŋ .............................................................................. 372

    KLAUS RÖHRBORN Turkologie, Iranistik und das „Uigurische Wörterbuch“ ....................................... 389

    BÖRTE SAGASTER Die Literatur der türkischen Zyprioten Kurze Einführung und Versuch einer aktuellen Standortbestimmung ................. 397

    GÜLSCHEN SAHATOVA Polygamie und Koine im Destan Sayatlī Hemra ................................................... 409

    RÉKA STÜBER Fließende Übergänge im Kaiserreich der Qing: Das Turki-Vokabular für Getränke am Beispiel des „Fünfsprachenspiegels“ .......................................... 428

    HARTMUT WALRAVENS Skizze der deutschsprachigen Mandschuristik vom 17. bis zum 20. Jahrhundert .............................................................................. 442

    JENNY WHITE The Conundrum of Muslim Secularism ................................................................. 458

    ÖZLEM YİGİTOĞLU Taŋnu ........................................................................................................................ 473

    PETER ZIEME Philologische Bemerkungen zum altuigurischen eltiš- ,sich vertragen‘ ............... 487

    Schriftenverzeichnis Claus Schönig ....................................................................... 498

  • Claus Schönig

  • Zum Geleit

    Im Bābur-nāme, dem Claus Schönig so viel von seinem wissenschaftlichen Enthu-siasmus gewidmet hat, erwähnt der Autor Ẓahīr ad-Dīn Muḥammad Bābur (1483–1530) f. 136a eine wilde Tulpe, die vereinzelt an einem Berghang zu Seiten des Baran-Tales wuchs; wegen ihres besonderen Aussehens war sie für ihn ṣadbarg lāla, die ‚hundertblättrige Tulpe‘. Diese Tulpe gibt es tatsächlich, und zwar unter dem botanischen Namen Tulipa orthopoda. Sie ist insofern ungewöhnlich, als ihr kurzer Stängel mehrere weiße, am Grund gelbliche Blüten trägt, die den Eindruck eines Tulpenstraußes erwecken. Nimmt man die ‚Hundertblättrige Tulpe‘ als Symbol, so kann sie für die vielfältige Persönlichkeit von Claus Schönig und sein komplexes Werk stehen, zudem aber darauf anspielen, dass der vorliegende Band einem Bukett der verschiedensten wissenschaftlichen Interessen gleicht.

    Anlässlich seines 60. Geburtstags, den er im Oktober 2015 begeht, haben sich die Herausgeber/innen und der Verleger entschlossen, dem gemeinsamen Freund und Kollegen Claus Schönig eine Festgabe zu widmen. In Anbetracht seiner bekann-ten unkonventionellen Art und seiner kritischen Einstellung gegenüber manchen speziell im akademischen Bereich „überkommenen“ Gepflogenheiten mag eine sol-che Würdigung bei dem einen oder anderen – und womöglich gar bei dem Jubilar selbst – Verwunderung und Stirnrunzeln auslösen. Um dem vorzubeugen, haben wir von einer ‚Laudatio‘ abgesehen; die beeindruckende Anzahl der mit Beiträgen an unserem Vorhaben beteiligten Autorinnen und Autoren macht die große Breite der wissenschaftlichen Interessen von Claus Schönig ohnehin deutlich.

    Der Weg, der Claus Schönig vom Gymnasiasten mit einer Passion für Naturwis-senschaften, Archäologie, Geschichte und Sprachen zu einem für die gesamte türk-sprachige Welt zuständigen Turkologen und zum Meister des Bābur-nāme geführt hat, muss kismet, Bestimmung gewesen sein. Er begann an der Universität Mainz, wo sich die ganze Weite der Wissenschaften auftat und sich aneignen ließ. Ein Stu-dium in den 1970er und 1980er Jahren sah völlig selbstverständlich eine Bereitschaft zum Lesen und Lernen in der ganzen Breite der studierten Fächer vor. Claus Schönig hatte Turkologie, Islamwissenschaften, Islamische Philologie (Arabisch, Persisch, Türkisch) und Islamkunde gewählt und nahm sich trotzdem Zeit, um vie-len anderen Wissensgebieten nachzugehen – eine Wissbegier, die sich durch sein ganzes Leben zieht. Das Studium wollte außerdem noch verdient sein; doch Claus Schönig hat sich nie gescheut, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken, damals auch als Tankwart. Seine Menschenkenntnis und seine Fähigkeit, mit Menschen ver-schiedenster Weltsichten auszukommen, hat er aber nicht erst während des Studiums zu entwickeln begonnen.

    Es war wohl Johannes Benzing (1963–1981 Professor am Seminar für Orient-kunde der Universität Mainz), der als Mentor und Doktorvater der Promotionsarbeit

  • Zum Geleit X

    Hilfsverben im Tatarischen (1983) den tiefsten akademischen Einfluss auf Claus Schönigs wissenschaftliche Entwicklung ausübte. Mit dieser Dissertation nahm der Doktorand zweifellos einen individuellen Weg, zumal in einer Zeit, als die Sowjet-union westlichen Wissenschaftlern noch verschlossen war und daher Forschungen zum Osmanischen Reich im Vordergrund standen.

    Im folgenden Jahrzehnt lernte Claus Schönig als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mainzer Seminar für Orientkunde die ganze Breite der Universitätswirklichkeit kennen: Forschung, Lehre, Verwaltung, Bibliothekspflege, Veranstaltungen und wissenschaftliche Kontakte, wobei sich bald herausstellte, dass er in der Lehre eine besonders glückliche Hand besaß – ein roter Faden, der sich durch seine gesamte Karriere zieht. Während dieser Jahre erschienen die ersten Werke, bei denen er Herausgeber oder Mitherausgeber war, und zahlreiche Aufsätze, vor allem zu den sibirischen Türksprachen.

    1993 ging Claus Schönig als Referent (ab 1994 auch Stellvertretender Direktor) an das Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (Istanbul), wo er mit einer Vielzahl neuer Forschungs-, Leitungs- und Kooperationsaufgaben ver-traut wurde. Zudem musste er die offiziellen und nicht-offiziellen Problemstel-lungen, die das Orient-Institut in den 1990er und 2000er Jahren mit sich brachte, meistern. Seine tiefe Kenntnis von Land und Leuten hat hier ihren Ursprung. Die Lehrtätigkeit an der Boğaziçi Üniversitesi und der Marmara Üniversitesi sowie Vor-tragsserien an weiteren türkischen Universitäten trugen ihm dauerhafte wissen-schaftliche Kontakte ein und ganze Generationen von getreuen Studentinnen und Studenten. Einige dieser Ehemaligen schätzen seinen Rat als Betreuer von Doktor-arbeiten und Projekten bis auf den heutigen Tag und lassen es sich nicht nehmen, ihren hoca regelmäßig in Berlin aufzusuchen.

    Ein bedeutendes Produkt der ersten Arbeitsphase in Istanbul war die Habilita-tionsschrift Finite Prädikationen und Textstruktur im Baburname (1995). Sie bildete den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Artikeln zum Bābur-nāme, die immer wieder auch nicht-sprachwissenschaftliche Aspekte dieses Werkes aufgreifen. Ende der 1990er Jahre publizierte Claus Schönig seine Darlegungen zu einer neuen Klassifi-kation der Türksprachen, die ein lebhaftes Echo hervorriefen. Professurvertretungen in Deutschland und von 2001–2007 eine zweite Arbeitsphase als Leitender Referent und Stellvertretender Direktor am Orient-Institut in Istanbul waren begleitet von einer ganzen Fülle innovativer Aufsätze, u. a. Abhandlungen zur Position des mo-dernen Türkisch unter den Türksprachen und neue Überlegungen zum Oghusischen. Im Herbst 2007 wurde Claus Schönig Professor für Turkologie und Leiter des Insti-tuts für Turkologie an der Freien Universität Berlin. Seit diesem Zeitpunkt gilt seine Forschungsarbeit hauptsächlich den türkisch-mongolischen Lehnbeziehungen, be-zieht aber auch morphologische Einzelbetrachtungen quer durch die Epochen der Türksprachen ein.

    Wer Claus Schönig näher kennt, weiß, dass seine Interessen und sein immenses Wissen weit über die Fachrichtung, die er vertritt, hinausgehen und sich auf die Naturwissenschaften – bis hin zur Astrophysik – und andere Gebiete, u. a. Musik,

  • Zum Geleit XI

    erstrecken. Überaus beeindruckend ist immer wieder sein beinahe unglaubliches Erinnerungsvermögen, wenn er beispielsweise aus dem Stehgreif anhebt und Bal-laden oder auch Liedtexte und Diskographien bestimmter Musiker, insbesondere natürlich seiner Favoriten, lückenlos memoriert und rezitiert. In gastlicher Runde er-weist er sich als Erzähler, dessen Charme sich niemand entziehen kann. Wichtig-tuerei und Aufgeblasenheit quittiert er mit einem ironischen Lächeln oder einem Kommentar, der sitzt. Seiner Heimat, dem rheinhessischen Mainz, und der dortigen Mentalität hat sich Claus Schönig zeitlebens eng verbunden gefühlt. Diese Herkunft prägt noch immer seinen Lebensstil, denn sein Interesse gilt ebenso den „schönen Dingen“ des Lebens, denen er sich – auch in einigen Publikationen – eingehend widmet.

    Lieber Claus, wir hoffen, Dir mit diesem Geburtstagsgeschenk eine Freude zu bereiten und zugleich Deinen Eintritt in das neue Lebensjahrzehnt ein wenig zu ver-süßen. Betrachte es bitte als Ausdruck unserer tiefen Verbundenheit und besonderen Wertschätzung.

    I. Hauenschild, M. Kappler, B. Kellner-Heinkele, G. Winkelhane